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Umgerechnet zwei bis drei Kinder mit mindestens einem alkoholabhängigen Elternteil sitzen derzeit laut offiziellen Angaben in jeder einzelnen österreichischen Schulklasse. Hinzu kommt, dass etwa jede zweite minderjährige Person in Österreich mit einem problematischen Alkoholkonsum der Eltern oder erweiterten Familie konfrontiert ist.

Am Alkohol leiden – ganz besonders auch hier in Österreich – diejenigen am meisten, die diesen nicht einmal konsumieren: die kleinen Kinder. Kinder in betroffenen Familien sind von Beginn an oft gänzlich schutzlos einem schädigenden System ausgeliefert, aus dem es häufig kein Entkommen gibt; da gibt es keine unbeschwerte oder glückliche Kindheit; da gibt es vordergründig Schweigen und Verbergen müssen, Unsicherheit, Angst, Anspannung, Vernachlässigung, Überforderung, Gewalt, Missbrauch.

… Ich erzittere beim bloßen Gedanken an die ungeplante und unbekannte, doch unausweichliche und unaufhaltsame Wucht, mit der Eltern in ihren Kindern Spuren hinterlassen, die sich, wie Brandspuren, nie mehr werden tilgen lassen. Die Umrisse des elterlichen Wollens und Fürchtens schreiben sich mit glühendem Griffel in die Seelen der Kleinen, die voller Ohnmacht sind und voller Unwissen darüber, was mit ihnen geschieht. (Pascal Mercier, Nachtzug nach Lissabon, S. 318). 

Im schlimmsten Fall sind betroffene Kinder mit Selbstmord oder Mord der Eltern konfrontiert.

Es ist längst überfällig: Kinder in Alkoholikerfamilien benötigen unsere ganz besondere Aufmerksamkeit, damit diese wirklich hilfreiche Unterstützung erhalten. Anders als bei illegalen Drogen, geraten Kinder in Alkoholikerfamilien oftmals erst viel zu spät oder gar nicht in den Fokus von Personen oder Einrichtungen, die hilfreiche Maßnahmen setzen könnten bzw. fehlt es noch immer an vielen geeigneten Möglichkeiten und Gesetzen.

Die Alkoholindustrie in Österreich scheint übermächtig, die österreichische Politik versagt häufig und legt den Schwerpunkt – wenn überhaupt – auf Symptom- statt Ursachenbehebung, wodurch betroffene kleine Kinder weiterhin den völlig Vergessenen zugeordnet werden können/müssen.
Die österreichische Gesellschaft erhält nur wenig Informationen und Aufklärung. Oder aber, sie sieht (sicherheitshalber – manchmal auch aus Unsicherheit, manchmal auch aus Angst) weg. Und so wachsen nach wie vor in jeder Generation völlig unschuldige Kinder in abnormalen Familiensystemen auf, an dessen Folgen mindestens zwei Drittel von ihnen ihr ganzes späteres Erwachsenenleben lang leiden (müssen).

Es gibt vieles in unserem Leben, das wir nicht verändern können. Die schädigenden Systeme der derzeit betroffenen Kinder in Alkoholikerfamilien jedoch definitiv schon. Wir sollten uns daher so lange für die betroffenen kleinen Kinder einsetzen, bis sie die notwendigen Hilfen erhalten und im späteren Erwachsenenleben nicht nur ein Drittel von ihnen, sondern 100 Prozent ein unbelastetes Leben führen können.

Im anschließendem Video sehen Sie das Lunchtime-Interview vom 22. Oktober 2023 mit dem wunderbaren Stepan Kosch von nacoa.de über die derzeitige Situation in Österreich sowie ein kleiner Auszug meiner persönlichen Erfahrungen mit der „Familienkrankheit Alkoholismus“ – mit besonders herzlichem Dank für die großartige Unterstützung aus Deutschland und bitte, sehen Sie mir manch „Stolperungen“ nach: Dies ist mein allererster „Bühnenauftritt“ – agiere ich doch sonst eher hinter den Kulissen:

Auf diesen Seiten können Sie sich informieren über die Situation rund um die Familienkrankheit Alkoholismus mit Schwerpunkt auf den kleinen betroffenen Kindern sowie Empfehlungen rund um die Kinder in und aus alkoholbelasteten bzw. alkoholabhängigen Familien. Ich möchte darauf hinweisen, dass es sich bei dieser Website um keine Beratungsstelle und auch keinen Verein handelt.

Aus Gründen der Lesbarkeit wird auf dieser Website darauf verzichtet, geschlechtsspezifische Formulierungen zu verwenden. Sämtliche Ausführungen gelten natürlich in gleicher Weise für die weibliche und männliche Sprachform.

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Foto: © Alexandra M. Brandstetter